Es brennt

Es brent Brider es brent
Oj unser orem Schtetl nebech brent
Bejse Windn mit Irgosen
Rajssn brechen un zeblosn
Schtarker noch di wilde Flamn
Alz arum scho>n brent

Un ir schtejt an kukt asoj sich
– mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
– unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Oj unser orem Schtetl nebech brent
S hobn schojn di Fajerzungn
Dos ganze Schtetl ajngeschlungn
Un di bejse Windn huschn
S ganze Schtetl brent

Un ir schtejt an kukt asoj sich
– mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
– unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Oj es kon cholile kumn der Moment
Unser Schtot mit uns zusamn
Sol ojf Asch awek in Flamn
Blajbn sol – wi noch a Schlacht
Nor pusste schwarze Went

Un ir schtejt an kukt asoj sich
– mit farlejgte Hent
Un ir schtejt an kukt asoj sich
– unser Schtetl brent

Es brent Brider es brent
Di Hilf is nor in ajch alejn gewent
Ojb dos Schtetl is ajch tajer
Nemt di Keilim lescht dos Fajer
Lescht mit ajer ejgn Blut
Bawajst as ir dos kent

Schtejt nit Brider ot asoj sich
– mit farlegte Hent
Schtejt nit Brider lescht dos fajer
– unser Schtetl brent

Es brennt Brüder es brennt
Unser armes Städtchen brennt
Böse Winde wehen
reißen und blasen
Die Flammen werden stärker
Alles herum brennt

Und Ihr steht und schaut herum
mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
– unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Unser armes Städtchen brennt
Es haben schon die Feuerzungen
Das ganze Städtchen umschlungen
Und böse Winde fegen
Das ganze Städtchen brennt

Und Ihr steht und schaut herum
mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
– unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Es könnte der Moment kommen
Daß unsere Stadt – und wir mit ihr
Zu Asche wird durch die Flammen
Wie nach einer Schlacht werden nur
Schwarze Wände übrig bleiben

Und Ihr steht und schaut herum
mit verschränkten Armen
Und Ihr steht und schaut herum
– unser Städtchen brennt

Es brennt Brüder es brennt
Nur Ihr könnt euch selbst helfen
Wenn Euch das Städtchen lieb ist
nehmt Eimer und löscht das Feuer
Löscht es mit dem eignen Blut
Beweist, daß Ihr das könnt

Steht nich Brüder so herum
mit verschränkten Armen
steht nicht Brüder löscht das Feuer unser Städchen brennt

Mordechai Gebirtig (1877–1942) war ein Krakauer Tischler und jiddischer Poet. Er verfasste zahlreiche sozialkritische Texte, die er den kleinen Leuten seiner Nachbarschaft widmete. 1920 wurde eine erste Sammlung seiner Lieder veröffentlicht. Im Oktober 1940 wurde er mit seiner Familie in das Dorf Łagiewniki deportiert, im Frühjahr 1942 ins Krakauer Ghetto, wo er im selben Jahr ermordet wurde. Trotz seines schlechten Gesundheitszustandes schrieb er bis zuletzt.

https://www.hagalil.com/klezmer/nizza/texte/brent.htm

https://homunculus-verlag.de/produkt/es-brennt-mordechai-gebirtig/

Kennzeichnungspflicht

Nach einer Kennzeichnungspflicht für Juden gefragt, äußerte Adolf Hitler während einer Rede vor Kreisleitern der NSDAP 1937 gegenüber einem Journalisten: Dieses „Problem der Kennzeichnung“ werde seit zwei, drei Jahren fortgesetzt erwogen und eines Tages so oder so natürlich auch durchgeführt. „Denn: das Endziel unserer ganzen Politik ist uns ja allen ganz klar.“

– Ein Schelm wer böses dabei denkt und Parallelen sieht ?

Rund vier Jahre später trat am 19. September 1941 die „Polizeiverordnung über die Kennzeichnung der Juden“ in Kraft. Sie verpflichtete die Juden zum Tragen eines gelben Sterns auf ihrer Kleidung. Für ihre Träger bedeutete sie soziale Isolation und Stigmatisierung. Diskriminierung, Entrechtung und Ausgrenzung erfuhren damit eine weitere Steigerung. Die Einführung des gelben Davidsterns, in der NS-Propaganda „Judenstern“ genannt, war eine der letzten Maßnahmen der Nationalsozialisten vor Beginn der Deportation.

nach einer Recherche von Maren Siebert, NDR.de

https://www.ndr.de/geschichte/chronologie/Zeichen-der-Verfolgung,judenstern100.html